Instrument trio raises component testing to a new level
Bis vor kurzem waren in der Fertigung bei Geissel vor allem Handmessmittel im Einsatz, um Werkstücke zu prüfen. Vorwiegend kamen dabei Lehren zum Einsatz. Die regelmäßige Kalibrierung der Mess- und Prüfmittel war mit einem hohen personellen und finanziellen Aufwand verbunden. Deshalb entschied sich Geissel-Geschäftsführer Marc Seidel im vergangenen Jahr ein Upgrade für die Messtechnik. Der gute Ruf, den Mahr vor allem in der Prüfung von Konturen und Formen hat, überzeugten Seidel daher auch, sich in Sachen Messtechnik von Mahr beraten zu lassen.
Zur Ausstattung des neu gestalteten Messraums, der bereits eine 3D-Messmaschine im Einsatz hat, erwarb das Unternehmen ein Paket aus drei Messgeräten: Dazu gehören das optische Wellenmesssystem MarShaft Scope, das Konturenmessgerät MarSurf CD 140 sowie das Kalibriergerät Precimar ULM 300. Mit diesem Trio lassen sich sämtliche Messaufgaben an den Präzisionsdrehteilen und Kabelverschraubungen im Hause Geissel erfüllen.
120 Bilder pro Sekunde
Die MarShaft SCOPE plus ist ein vollautomatisches, optisches Wellenmesssystem zur Prüfung rotationssymmetrischer Werkstücke. Es verfügt über eine hochgenaue Rundheitsmessachse sowie eine vertikale und horizontale Messachse. Die Messabläufe erfolgen vollautomatisch und sind frei von Bedienereinflüssen. Zoomfunktionen erlauben die Vermessung kleinster Einzelheiten, die mit herkömmlichen Messverfahren nur schwer oder gar nicht prüfbar sind. „Herzstück ist die moderne, hochauflösende CMOS-Matrix-Kamera mit einem Bildfeld von 1.088 x 2.048 Pixel“, erklärt Antje Zapfe, Global Account Managerin Automotive bei Mahr. „Die sehr hohe Aufnahme von über 120 Bildern pro Sekunde ermöglicht kürzeste Messzeiten.“ Und so lassen sich mit der Scope 30 bis 40 Maße innerhalb von nur 15 bis 20 Sekunden abnehmen, „sonst wäre ein Mitarbeiter damit eine halbe bis dreiviertel Stunde beschäftigt – eine enorme Zeitersparnis bei super Genauigkeit und Speicherung“, wie Evelin Kobiljar, Teamleiter Qualitätssicherung bei Geissel, betont. Die Dokumentation sei auch für die Kunden, die die Teile einbauen, sehr wichtig, sodass man hier gleich doppelt profitiere. Die Dokumentation erfolgt mit der Mahr Software-Plattform MarWin, die langjährige Erfahrungen in der Längen-, Form-, Lage- und Konturmessung bündelt und nutzbar macht.
Konturenmessung mit 140 mm Taststrecke
Um die Konturen der Kabelverschraubungen und Drehteile genau zu erfassen, hat man sich in Mühlacker für ein MarSurf CD 140 entschieden. Das Gerät verfügt über eine voll CNC-fähige Z-Achse für den automatisierten Betrieb. Der Wechsel des Tastsystems gelingt schnell und werkzeuglos durch die magnetische Aufhängung und ohne erneutes Kalibrieren. Darüber hinaus beschleunigt die automatische Tastarmerkennung Messabläufe und verhindert Fehlmessungen. Mit seinen optionalen Tastern – auch mit Doppelspitze – können die Qualitätssicherer im Hause Geissel ebenfalls Gewinde und Oberflächen direkt messen.
Das MarSurf CD 140 punktet durch kürzere Messzeiten dank hoher Positionier- und Messgeschwindigkeiten, flexibler Einsatzmöglichkeiten und einer einfachen Handhabung. „Der Standard für den Messbereich liegt bei 70 Millimeter, lässt sich jedoch auf maximal 100 Millimeter durch den Einsatz extra langer Tastarme erweitern“, erklärt Mahr-Produktmanager Martin Adler. Für maximale Flexibilität im Handling sorgt die Aufnahmeplatte mit 50 Millimeter Bohrungsmaß und steckbaren Führungsanschlägen.
Kalibrierung von Lehrdornen, -ringen & Co.
Mit dem Kalibriermessgerät Precimar ULM 300-E von Mahr will man bei Geissel künftig die Prüfmittel selbst kalibrieren mit dem Ziel, eine bessere Qualität inklusive Kalibrierschein zu liefern. Die Universal-Längenmessgeräte Precimar ULM-E sind Komparatoren mit horizontalem Grundbett aus Hartgestein mit hoher Homogenität und Steifigkeit. Damit gelingt die Kalibrierung von glatten Lehrdornen und -ringen, Einstellringen, Rachenlehren, Kugelendmaßen, Gewindelehren und vielem mehr. Das Messsystem der X-Achse verfügt über ein hochgenaues Heidenhain-Längenmesssystem von 100 Millimeter Länge. Bei dem Messsystem der Z-Achse handelt es sich um ein Renishaw-Längenmesssystem von 80 Millimeter Länge. Es steht für eine hohe Messgenauigkeit bei einer 100-prozentigen Einhaltung des Komparatorprinzips nach Ernst Abbe. Die Messpinole wird manuell bedient; Messelement und Gegenlager sind durch die Luftlagerung sehr leichtgängig positionierbar.
Höchste Wirtschaftlichkeit von Anfang an
Bislang waren bei Geissel rund 7.000 Kalibrierungen pro Jahr nötig, um den Kunden die gewünschte Bauteilpräzision zu bieten. Durch die neue Art der Messtechnik des Precimar ULM 300 lassen sich nun auch Handmessungen erheblich reduzieren. Dies, sowie die enorme Wirtschaftlichkeit haben den Geissel-Geschäftsführer Marc Seidel von diesem Gerät überzeugt.
Die Messtechnik-Neuzugänge werden von erfahrenen Messtechnikern bedient. Wie QS-Teamleiter Kobiljar feststellt, ist „Messtechniker“ jedoch noch immer ein Beruf ohne geregelte Lehrausbildung. „Dabei ist es definitiv einer der wichtigsten Berufe in der Industrie – man braucht sehr viel Erfahrung und muss sich kontinuierlich weiterbilden, wie beispielsweise in der Mahr-Akademie“, sagt er. Der Messspezialist hat hier sämtliche Zertifikate bis AUKOM III erworben.
Mit der neuen Technik und der Erfahrung seiner Mitarbeiter kann Geissel seinen Kunden aus unterschiedlichen Branchen dauerhaft absolute Highend-Präzisionsbauteile garantieren und vielfältige Industrieprozesse standardisieren.