Mahr is the first company to receive DAkkS/DKD accreditation for tactile contour measuring instruments
Die moderne Konturmesstechnik ist eine verhältnismäßig junge Disziplin, die vor rund 40 Jahren entstanden ist. Bislang galt sie jedoch nicht als eigenständige Disziplin, da sich viele Messaufgaben auch mit anderen Geräten erfüllen ließen: Geometrieelemente wie Radien oder Winkel können beispielsweise auch per Koordinatenmessgerät geprüft werden. Gleiches gilt für Geradheiten oder Profilformen, die man ebenfalls per Formmessmaschine messen kann, oder Abstände von Konturen, die sich per Längenmessmaschine oder Koordinatenmessgerät exakt bestimmen lassen. „Das war der Grund, dass die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) als oberste Messinstanz Deutschlands lange Zeit auf andere Messverfahren verwiesen hat“, erklärt Matthias Reitemeyer, Head of Chief Engineering bei der Mahr GmbH und verantwortlich für die Produktentwicklung. „Als Messtechnik-Experten finden wir jedoch, dass die Konturmesstechnik eine große Daseinsberechtigung hat: Sie kann bestimmte Merkmale – etwa kleine Radien bzw. Übergangsradien – viel schneller und effektiver als andere Verfahren messen. Und sie ist nicht nur einfach zu bedienen, sondern für Anwender auch preislich höchst interessant.“
Wunsch nach rückführbarem Kalibrierschein
Mahr bietet ein breites Portfolio an Konturmessgeräten – beispielsweise die etablierte und verkaufsstarke Produktreihe MarSurf CD/VD/GD. Sowohl bei der Abnahmeprüfung als auch bei späteren Wartungen mit Kalibrierung wolle man nicht nur nachweisen, dass alle technischen Daten exakt eingehalten werden, sondern den Kunden auch einen rückführbaren Kalibrierschein übergeben. Möglich war bislang lediglich die Ausstellung eines Werkskalibrierscheins, der sich stark an der einzigen, für diesen Bereich relevanten, VDI-Richtlinie orientierte. Es gab bislang noch kein auf DAkkS/DKD-Niveau qualifiziertes Unternehmen.
„Da diese Disziplin noch recht jung ist und keine Vorlagen existierten, war die Hürde enorm, um eine entsprechende Akkreditierung zu erwirken. Sämtliche Grundlagen mussten zunächst erarbeitet werden“, berichten Axel Burscheid, Director Global Service, und Christoph Müller, Leiter des Kalibrierlabors Systeme bei Mahr. Einiges an Vorarbeit und Überzeugungsarbeit sei erforderlich gewesen, zunächst mit ungewissem Ausgang. Schließlich habe man gemeinsam mit der PTB das Thema voranbringen und ein Verfahren entwickeln können, um den zu akkreditierenden Umfang abzustecken. Dabei habe die erwähnte VDI-Richtlinie als Grundlage gedient.
Genaueste Ergebnisse, detaillierte Angaben
Ein Faktor half dem Wunsch nach einer Akkreditierung noch einmal kräftig auf die Sprünge: der Automobil-Standard IATF 16949. Er enthält einen Passus, der sich explizit mit Prüf- und Kalibrierdienstleistungen beschäftigt und verlangt, dass diese der ISO/IEC 17025, also dem DAkkS/DKD-Niveau, entsprechen müssen. Da diese Forderung bisher kein Anbieter erfüllen konnte, gab es bis dato keine Alternative zum Werkskalibrierschein des Herstellers.
Genau das hat sich mit der Akkreditierung von Mahr auf DAkkS/DKD-Niveau nun geändert: Mahr ist das erste Unternehmen, das eine DKD-Kalibrierung für Konturmessgeräte anbieten kann, „ein echtes Alleinstellungsmerkmal“, wie Axel Burscheid betont. Die Mahr-Messspezialisten können damit die genauesten Ergebnisse inklusive detaillierter Messunsicherheitsangaben anbieten. Aber nicht nur die Automobilbranche hat dadurch einen großen Vorteil – auch Branchen wie die Medizintechnik, Maschinenbau, Aerospace oder Elektronik, in denen es ebenfalls auf maximale Genauigkeiten ankommt, profitieren von dem neuen DAkkS/DKD-Kalibrierschein aus dem Hause Mahr.
Rund ein Dreivierteljahr habe dieser Prozess gedauert, wie Matthias Reitemeyer berichtet. Gelohnt hat er sich allemal, da sich damit letztlich auch die Konturenmesstechnik freigeschwommen und als eigenständige Disziplin etabliert habe.
Mehr erfahren:
Kalibrierdienstleistungen von Mahr
Qualitätsmanagement bei Mahr
Konturmesstechnik von Mahr